In früheren Zeiten wurde Apfelwein statt Wasser getrunken

Pläogenetiker Joachim Burger sagt im Dlf:

Wenn wir in Europa traditionelle landwirtschaftliche Gesellschaften anschauen, die vermeiden in der Regel das Wassertrinken, das geht noch bis ins 20. Jahrhundert hinein, wo im Süden und im mittleren Deutschland kleine Kinder sehr früh anfangen, Apfelwein zu trinken. Wasser, diese Selterskultur, die wir haben, die gab es früher nicht. Wasser wurde gemieden, wohl aus eben diesen Gründen der Kontaminationsgefahr. Und diese kleinen Kinder haben eben den Apfelwein nicht getrunken, weil der so schön beschwipst macht, sondern weil der eben eine unkontaminierte, flüssige Nahrungsquelle darstellt – und dasselbe gilt meines Erachtens für Milch.

Apfelwein soll UNESCO-Weltkulturerbe werden

Es gab schon viele Angriffe gegen den Apfelwein, oft stammt er aus der Rotwein-Fraktion so wie 2007 als die EU meinte, der Apfelwein dürfte sich nicht „Wein“ nennen, als ob das eine Frage der Bezeichnung sei und nicht die einer Herstellungsform. Und als ob man sich für alle Zeit dagegen wehren wolle, könnte das Sekretariat der Kultusministerkonferenz die Aufnahme des Apfelweins in die Liste ihrer Kandidaten für das UNESCO Kulturerbe aufnehmen. Es handelt sich hierbei natürlich nicht um die Kategorie der Bauten, an die wir unweigerlich zunächst denken, sondern die des immateriellen Kulturerbes.

Die Frage der Verhältnismäßigkeit stellt sich für den Apfelwein-Liebhaber nicht. Doch es ist unzweifelhaft eine lange Tradition, auch wenn es sicher ältere gibt. Zumindest ist schon von den Römern überliefert, dass sie Apfelwein getrunken haben sollen und der Limes grenzte ja ans heutige Frankfurt- also nicht ganz von der Hand zu weisen.

Bleiben wir bei den Fakten: Der Apfelwein ist Kernbestandteil zumindest der südhessischen Kultur – hier werden noch einige Keltereien betrieben. Angesehen von der Kneipenkultur in Frankfurt-Sachsenhausen trägt die Apfelweinkultur auch zum Klimaschutz bei, da die Bewirtschaftung und Pflege der Streuobstwiesen die Grundlage für die Erzeugung ist. Dadurch bietet sie vielen Pflanzen und Tieren Lebensraum.

Durch die Globalisierung und Konzentration der Märkte ist die regionale Kultur gefährdet. Längst haben internationale Getränkekonzerne diese Nische bemerkt und wollen auch sie auf der Suche nach Profitmaximierung besetzen.

Auch deshalb lohnt es sich den Apfelwein als Weltkulturerbe zu schützen.

Streuobsttage

Streuobstwiesen sind in Süddeutschland in vielen Regionen typische Kulturlandschaften mit hoher Biodiversität und vielfältigen Erholungsfunktionen. Ohne die wertvollen Aktivitäten der Umwelt und Naturschutzverbände, Obst- und Gartenbauvereine und Keltereien wären viele landschaftsprägende Streuobstbestände in Süddeutschland längst verschwunden. Zur intensiveren Vernetzung von Akteurinnen und Akteuren im Bereich Streuobst unterstützen die vier Bundesländer das Kooperationsprojekt länderübergreifende Streuobsttage. Die Partner der Streuobsttage sowie Initiativen und Unternehmen gestalten das Jahr über eigenverantwortlich Veranstaltungen vor Ort. Unter www.streuobsttage.de werden Veranstaltungen, Projekte, Produkte, Ideen und Konzepte rund um Streuobst in der Öffentlichkeit bekannt gemacht und über die Öffentlichkeitsarbeit der länderübergreifenden Streuobsttage informiert. Verbraucherinnen und Verbraucher können regional nach Produkten, Events, Märkten, Festen oder auch Fachinformationen suchen – gebündelt für alle vier Bundesländer. Die
Internetplattform der Streuobsttage bietet nicht nur Interessierten die Möglichkeit, Veranstaltungen einfach zu finden. Auch Veranstalter finden hier ein Medium, um für sich und ihre Termine vor Ort zu werben.
Quelle: Pressemitteilung der Geschäftsstelle der Streuobsttage

Welt-Apfelwein-Tag & World Cider Day

Welt-Apfelwein-Tag 2018

Welt-Apfelwein-Tag & World Cider Day

Am 3. Juni 2018 jährte sich der Welt-Apfelwein-Tag, den der Verband der Hessischen Apfelwein- und Fruchtsaft-Keltereien e. V. initiiert hat, zum 5. Mal. Verschiedene interessante Veranstaltungen finden an diesem Tag statt. Diese werden auf der Internetseite der Initiative www.weltapfelweintag.de bekanntgegeben.

Auch wenn die Domain www.worldciderday.com auf das internationale Publikum ausgerichtet ist, ist doch die Bilderwelt sehr stark vom hessischen Apfelwein geprägt. Wenn die Initiative wirklich global gedacht wird, besteht hier noch starker Optimierungsbedarf.

Ein Anfang für ein länderübergreifendes Apfelwein-Fest ist es allemal. So dient der Apfelwein einerseits dem Heimatgefühl und andererseits der Völkerverständigung. Der Verband informierte über die zahlreichen Veranstaltungen rund um den Welt-Apfelwein-Tag:

Im Luxemburg feiern die Cider-Produzenten „Ramborn“ mit Hofführungen, Obstwiesen-Wanderungen und kostenlosen „Cider-Tastings“. In der französischen Champagne liegt „La Ferme d“Hotte“. Hier wird am Sonntag nicht nur der „Journee mondiale du cidre“ gefeiert, der Apfelhof beherbergt auch ein veritables „Musee du Cidre“. „Fermenthings“ in Brüssel, lädt am international Cider Day zu einer großen Verkostungsaktion ein. Aus Belgien, Frankreich, Luxemburg, Schottland, Irland, Canada und sogar Litauen stammen die 27 Cidre-Sorten, die hier verkostet werden können. Unsere tschechischen Nachbarn feiern in Prag das „Slavnost Cideru“, einem großen Open-Air-Fest am Flussufer, mit unzähligen Ständen, über 100 Apfelweinsorten und einem Unterhaltungsprogramm für die ganze Familie.

Die Zapfler Craft Brewery im Shanghai Creativity feiert vom 1. bis 3. Juni ein Cider-Craft-Festival. In Moskau wird am 2. und 3. Juni im White Eagles PUB der Welt-Apfelwein-Tag gefeiert. Das Core Cider House in Pickering Brook, Australien, lädt zum World Cider Day zu einem langen Wochenende vom 2. bis 4. Juni ein. Gefeiert wird auf dem 5. Kontinent auch im Red Brick Road Ciderhouse in Launceston und in der Daylesford Cider Company in Musk.

Die Geschichte des Cider in England

Als die Römer England verließen, kamen Sachsen und Dänen. Die normannische Eroberung brachte Veränderung in den Apfelanbau. Unterstützt von einer starken Tradition des Apfelanbaus und Apfelweinkelterns, führten die Normannen viele neue Arten wie die Parmäne ein. Äpfel wurden selbstverständlicher Bestandteil des Lebens.

Mit der Zeit vermehrte sich der Bestand an Cider-Apfelsorten. Von den alten Sorten entdeckte man vor einiger Zeit zwei Exemplare, die bis heute Früchte tragen. Es sind die ‚Cap of Liberty‘, die unvermischt einen angenehmen, herben, leicht bitteren Cider ergibt, und die ‚Genet Moyle‘, die bis vor kurzem als ausgestorben geltend, noch als einzelner Baum in Herfordshire existiert.

(Quelle: Die Welt des Apfelweins, Helga Faber, Verlag M. Naumann)

Als aber Krieg und Pest wüteten, gab es im Mittelalter einen Rückgang im Obstanbau. Das änderte sich nicht bis Heinrich VII. den Thron bestieg. Sein Gärnter Richard Harris riet ihm Apfelbäume von Frankreich zu holen und beaufsichtigte die Anpflanzung eines vorbildlichen Obstgartens in Teynham in Nord-Kent.

Dieses Wachstum von Plantagen setzte sich im 17. Jahrhundert fort und wurde von einem wachsenden Markt für Apfelwein ergänzt. Aufgrund schlechter Plantagenführung und Pilzbefall kam es gegen Ende des 18. Jahrhunderts zum Rückgang der Fruchtqualität.

In Herefordshire war es rentabler, Weizen und Vieh zu bewirtschaften. Während der Kriege mit Frankreich schützte man den heimischen Obstmarkt durch hohe Zölle auf importierte Früchte, was in den 1820er und 30er Jahren zu einer Expansion der Plantagen führte. Doch als die Sätze 1837 gesenkt wurden, sah sich der Apfelmarkt vor einer neuen Herausforderung.

1851 wurde der sogenannte ‚Woolhope Naturalist Field Club‘ gegründet, der sich der Naturgeschichte, Geologie, Archäologie und Geschichte von Herefordshire in England widmete. Die Mitglieder hatten eine Umfrage unter den lokalen Plantageninhabern gemacht und diese zwischen den Jahren 1876 und 1885 in der Illustrierten ‚Herfordshire Pomona‘ veröffentlicht. Die Mitglieder des Vereins sahen die Notwendigkeit, sowohl die Sorten der Äpfel als auch die Methoden der Cider-Herstellung zu verbessern.

So verteilte der Club 92 verschiedene Apfelsorten und belebte somit alte, aber geschätzte Äpfel wie Foxwhelp, Skyme und Kernel. Das führte auch dazu, dass 1903 die Long Ashton Research Station gegründet wurde. Ein Forschungszentrum für Landwirtschaft und Gartenbau im Dorf Long Ashton in der Nähe von Bristol, das vor allem den Zweck hatte die Apfelindustrie in der West Country zu verbessern. Erst in den 1980er Jahren wurde es dahingehend erweitert Ackerkulturen und Aspekte der Botanik zu erarbeiten. Doch im Jahre 2003 musste schlussendlich schließen.